Tag 204: Nackte Tatsachen
Kunstwerke auf den Rathausfluren erregen Mitte der 90er Jahre viel Ärger. Kurzerhand...
Kunstwerke auf den Rathausfluren erregen Mitte der 90er Jahre viel Ärger. Kurzerhand verschwinden die nackten Tatsachen – zurück bleiben erst einmal nackte Wände. Angefangen hatte alles mit dem „Mallorquinischen Dreisprung“, jenes Gemälde, das drei kopulierende Schweine zeigte. Seinerzeit entbrannte ein heftiger Streit zwischen dem damaligen Oberstadtdirektor Wilhem Buerstedde, der das Bild in der Asservatenkammer des Museums verschwinden ließ, und Oberbürgermeister Kurt Machens, der es dort wieder herausholte. Schließlich hing das Bild nicht mehr im Flur, sondern in Machens’ Dienstzimmer.
Es dauerte nicht lange, da ließ ein Kulturamtsleiter das nächste anstößige Bild aufhängen: „Morgens um 6 Uhr“. Darauf ein kraftvoll gemaltes Paar, über das sich etliche Frauen im Rathaus beschwerten. Es war die weibliche Hand, die so ungeniert zum Penis des Bettnachbarn griff und somit der Phantasie die Sporen gab. Ehrlicherweise sei hinzugefügt, dass dies aber eigentlich nur mit einem gehörigen Abstand zu erkennen war. Trotzdem: Auch dieses Bild verschwand dann aus dem Flur.